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Geplanter Breitbandausbau kann bis 2018 nicht erreicht werden

Deutschland hinkt im weltweiten Vergleich beim Netzausbau gewaltig hinterher. Deshalb hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, bis 2018 flächendeckend eine Geschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s zu erreichen. Doch nun warnt der Branchenverbrand BREKO davor, dass das Ziel nach jetziger Sicht nicht mehr erreicht werden könnte.

Bis 2018 soll bundesweit eine Internetgeschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s im Downstream möglich sein. Alle Haushalte sollen mit schnellem Internet versorgt werden. Schon bevor das Ziel erreicht wird, ist es nicht mehr zeitgemäß. Der Breitbandausbau bis 2018 sollte eigentlich nur als Zwischenziel angesehen werden, bis der nächste Ausbau startet. Doch jetzt warnt der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) in seiner jährlichen Breitbandstudie davor, dass das Ziel nicht mehr erreicht werden könne.

 

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Laut BREKO könne die Bundesregierung ihr Ziel nicht einhalten. Bestenfalls könnten bis 2018 höchstens 85 Prozent aller Haushalte mit 50 Mbit/s versorgt werden. Eine flächendeckende Reichweite sei allerdings ausgeschlossen. Grund dafür seien die aktuellen Rahmenbedingungen, welche nicht mehr ausreichend seien. Die Regierung sei an diversen Fehlplanungen schuld, zudem wurden falsche Regulierungen verabschiedet. Ende 2015 waren nur 69,8 Prozent der Haushalte mit schnellem Internet verbunden. Bis zu dem Zeitpunkt hätten eigentlich schon mehr Nutzer an das Breitbandnetz angeschlossen werden müssen, um das Breitbandziel fristgemäß zu erreichen.

 

Investitionen falsch verteilt

Obwohl derzeit große Investitionen an die Telekommunikationsanbieter fließen würden, tue sich im Breitbandausbau nur wenig. 70 Prozent der Investitionen würden nicht für den Netzausbau genutzt. Mit den 70 Prozent bauen die Netzbetreiber ihr bestehendes Netz mit einer schnelleren Geschwindigkeit aus. Anstatt noch nicht erschlossene Gebiete zu erschließen, werden bestehende Netze einfach verbessert. Dazu sollten die Investitionen laut BREKO nicht dienen. Auch die jüngste Entscheidung der Bundesnetzagentur trage nicht zur Verbesserung des Breitbandausbaus bei. Die Telekom hat den größten Teil des VSDL-Vectorings zugesprochen bekommen, allerdings ist diese Technik nur in bereits erschlossenen Nahbereichen möglich. Auch hier treffen wir wieder auf das Doppelausbau-Phänomen. Anstatt neue Netze zu bauen, werden bestehende, ausreichende Netze abermals verschnellert.

In der Breitbandstudie fordert BREKO erneut den Glasfaserausbau, anstatt normale Kupferkabel. Der wichtigste Schritt beim Breitbandausbau sei das Glasfasernetz. Glasfaser bis ins Haus sei dabei die beste Strategie, um ein schnelles Netz in Deutschland zu erreichen. Auch die steigende Nachfrage sei ein Grund, weshalb die Bundesregierung jetzt auf Glasfaser setzen müsse. Derzeit werden die Haushalte durchschnittlich mit zehn bis 30 Mbit/s versorgt. Wenn es nach der Nachfrage ginge, würde die Bevölkerung bis 2025 eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 400 Mbit/s haben wollen. Diese Geschwindigkeiten lassen sich nunmal ausschließlich mit Glasfaser erreichen.

 

Allein innerhalb eines Jahres ist der Datendurchsatz im deutschen Festnetz um zwei Milliarden Gigabyte gestiegen. Während 2014 noch 9,5 Milliarden Gigabyte durch das Netz geflossen sind, waren es ein Jahr später schon 11,5 Milliarden Gigabyte. Der Branchenverband geht davon aus, dass bis 2020 mindestens das Vierfache an Datenvolumen anfallen würde – also fast 50 Milliarden Gigabyte.

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Moritz Krauß

Moritz Krauß

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  1. Schmitt
    Schmitt 13 September, 2016, 11:05

    Hallo Moritz,
    mir war das schon irgendwie klar dass der Plan „Alle Haushalte sollen mit schnellem Internet versorgt werden“ bis 2018 nicht umsetzbar ist. Dazu dann noch die Debatte der Telekom mit VSDL-Vectoring anstatt in zukunftssichere Technik zu investieren.

    Deutschland liegt sowieso schon weit Abseits der vorderen Positionen was die Netzabdeckung und die Internetgeschwindigkeit angeht. (Hier ein Beitrag dazu aus dem letztem Jahr: https://netzoekonom.de/2015/01/12/deutschland-faellt-im-breitband-wettbewerb-weiter-zurueck/.

    Estland geht da sogar noch einen Schritt weiter: kostenloses Internet ist dort ein Grundrecht. (Ich will das auch! aus: https://www.rwe-highspeed.de/freies-internet-in-estland-ist-ein-grundrecht/)

    Und jetzt stell dir nur eimal vor, wie weit Deutschland sein könnte, wenn es nicht nur 30% für den Netzausbau nutzen würde sondern die gesammten 100%!

    Bei mir auf dem Land ist davon jedenfalls noch nicht viel angekommen. Mir scheint es dafür so, als hätten die Anbieter gar kein Interesse daran, weniger dicht besiedelte Gebiete mit schnellem Internet zu versorgen. Da stimmt anscheinend das Verhältnis zwischen den Ausgaben und dem vorraussichtlichen Ertrag nicht :/

    Oder wie kommt man sonst auf die Idee, 70% bereits in bestehende Infrastruktur zu stecken?

    Schöne Grüße

    Reply this comment
    • Moritz Krauß
      Moritz Krauß Author 13 September, 2016, 15:02

      Hi,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich muss dir im Grunde komplett zustimmen. Ich denke, keiner hat wirklich daran geglaubt, dass Deutschland das Ziel erreichen kann. Dabei war der Plan ohnehin fast schon peinlich genug – jetzt wird es doppelt peinlich. Im heutigen Zeitalter sind 50 Mbit/s einfach gar nichts mehr – so wie früher die 2.000er Leitungen. Spätestens in fünf Jahren sind die 50.000. auch überholt, dann geht alles wieder von vorn los. Wobei halt, es braucht nicht von vorne los gehen, weil ja nichtmal das Ziel erreicht werden konnte.

      Klar, für die Provider ist es extrem uninteressant, nicht erschlossene Gebiete (oder auch ländliche Gebiete) mit Internet zu versorgen. Da ist ein Doppelausbau viel attraktiver, weil die Leute halt mehr Geld für schnelles Internet ausgeben (müssen). Meines Erachtens wäre es wahrscheinlich am Sinnvollsten, jetzt die Notbremse reinzuhauen. Netzausbau stoppen und von vorne anfangen – ein neues Ziel (meinetwegen 2020), schnelleres Internet und zwar überall. Sonst haben wir das Theater dass es dort die 100.000 Leitung gibt und eine Straße weiter schon 400 Mbit/s erreicht werden.

      Naja, schade. Wir können es leider nicht ändern und leben leider auch nicht in Estland. Deutschland ist mit der Digitalisierung einfach extrem hinterher. Dafür haben wir zum Glück jedoch andere Vorteile, welche wahrscheinlich dann doch überwiegen. Das Thema Mobile Paying lasse ich jetzt lieber außen vor, sonst geht mein Kommentar wieder von vorne los ;-).

      Genug gemeckert, schöne Grüße

      Moritz

      Reply this comment
      • Schmitt
        Schmitt 13 September, 2016, 18:59

        Hi,
        da hast du natürlich auch recht. Wir haben es hier in D nicht schlecht. Deshalb ist es verkehrt, nur zu meckern.

        Dennoch ist dieser Punkt wirklich nicht lobenswert und wie du schon sagst, müssen die Leitungen immer mehr liefern.

        M.M.: Früher oder später kommen wir sowieso nicht an Glasfaser vorbei.

        Schöne Grüße,
        Schmitt

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