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Vorgestellt: kuendigung.org – die Machete für den Abo-Wald

Vorgestellt: kuendigung.org – die Machete für den Abo-Wald

Was lange gefordert wurde, ist seit dem ersten Oktober diesen Jahres endlich gesetzliche Wirklichkeit: online geschlossene Verträge können auch online gekündigt werden. Dazu soll sogar eine formlose E-Mail reichen. Einzige Voraussetzung: die Kündigungsabsicht muss deutlich werden. Doch so einfach ist es in der Praxis dann oft doch nicht. Portale wie kuendigung.org helfen dem Verbraucher, damit er von der neuen Rechtslage auch profitiert. Wir haben uns das Portal angeschaut und stellen vor, was es leistet.

Mit kuendigung.org wird jede Kündigung zum Kinderspiel und du kündigst deine Verträge einfach clever online. So heißt es auf zumindest der Homepage. Das Portal präsentiert auch gleich eine Liste von Unternehmen, bei denen besonders gern und oft gekündigt wird. Welche Schlüsse aus dieser Aufstellung zu ziehen sind, bleibt jedem selbst überlassen. In diesem Ranking tauchen unter anderem O2 und Vodafone auf, aber auch die BahnCard der Deutschen Bahn und eine ADAC-Mitgliedschaft wird scheinbar gern gekündigt.

 

Jetzt clever kündigen

Wir machen kurz die Probe aufs Exempel: beim Klick auf „Vodafone Handyvertrag“ öffnet sich ein Formular. Es fragt Daten zur Person ab, Name, Adresse, Geburtsdatum, Datum der Kündigung und natürlich die betroffene Rufnummer werden abgefragt. In den Brieftext setzt das Portal dann eine kurze Mitteilung.

 

 

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Mit Klick auf „Vodafone-Handyvertrag jetzt kündigen“ gelangt der kündigungswillige Mobilfunknutzer noch zu einer Abfrage seiner E-Mail-Adresse für die Zusendung des Kündigungsnachweises. Dann kann die Kündigung direkt auf den Weg gebracht werden. kuendigung.org arbeitet hier mit einem Partner zusammen und versendet die Kündigung wahlweise per Fax, Brief oder Einschreiben. Hier wird eine zusätzliche Gebühr fällig, über den sich der Dienst finanziert.

 

Was kann gekündigt werden

Das Portal bietet Formulare für eine ganze Menge an Dienstleistern und Unternehmen. Sie sind gegliedert in Kategorien wie Finanzen, Energie, Telekommunikation oder Mitgliedschaften. Viele dieser Kategorien sind wiederum in Unterkategorien geschachtelt. Der Nutzer muss sich allerdings nicht durch diese üppige Auswahl kämpfen, es gibt auch eine Suchbox, die wir weiter unten noch genauer anschauen. Auch die Unterkategorien weisen ihre Top-Kündigungen auf. Besonders unzufrieden sind hier augenscheinlich CDU-Mitglieder und Besucher diverser bekannter Fitnessketten. Nicht bei allen Vertragsarten geht die Kündigung so zügig und weitgehend automatisiert wie beim Mobilfunkvertrag.

Bei Fitnessstudios etwa ist ein wenig mehr Aufwand nötig, wohl, weil die Angebotslandschaft hier wesentlich heterogener und weniger strukturiert ist. Bei solchen Kündigungen präsentiert kuendigung.org neben dem Formular in verschiedenen Ausfertigungen eine Art Checkliste, die man abarbeiten kann. Darin wird etwa erläutert, wie man Kündigungsfristen- und Termine ermittelt und was eine Kündigung auf jeden Fall aussagen muss. Hier wird erneut auf die Regelung Bezug genommen, die im Oktober Gesetzeskraft erlangt hat, wonach der Kündigungswille unmissverständlich zum Ausdruck gebracht werden muss.
Bei Fitnessstudiomitgliedschaften werden zudem einige gängige Sonderkündigungsgründe aufgeführt.

Während die meisten Angaben recht aktuell wirken, heißt es im Abschnitt „Wie versende ich meine Kündigung richtig?“ allerdings bei den Versandmethoden zum Punkt E-Mail „wird nicht immer akzeptiert“. Das mag stimmen, schließlich ist die gesetzliche Regelung erst seit kurzer Zeit in Kraft und viele Anbieter werden vermutlich auch künftig auf Kündigungs-E-Mails nicht oder nicht angemessen reagieren – allein schon aufgrund logistischer Unzulänglichkeiten. Dennoch wäre hier eine spezifischere Expertise wünschenswert gewesen – etwa eine Belehrung darüber, dass Kündigungen per E-Mail ab sofort gesetzlich zulässig sind und eigentlich akzeptiert werden müssen.

 

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Auch einige Tipps zum Auffinden möglicher Empfänger-E-Mail-Adressen oder geeigneter Betreffzeilen wären nützlich gewesen. Diese Ausführungen finden sich allerdings an anderer Stelle, nämlich unter dem Punkt „Kündigungsschreiben“. Hier ergibt sich auch ein gewisses Problem der Plattform: man versucht einerseits extrem einfach und andererseits möglichst informativ zu sein. Das Ergebnis ist, dass mittels Suchbox und beliebten Mustern zwar schnell Kündigungen aufgesetzt sind, der Nutzer sich aber in vielen, teils redundanten Infotexten verlieren kann, welche an verschiedenen Stellen im Portal verteilt sind. Der mobile Nutzer wird mancherorts zum Download der eigenen App aufgefordert, was wir nicht so schön finden. Generell ist der Trend mobile Nutzer in eine App zwingen zu wollen nicht ungewöhnlich, damit sollen Nutzer an einen Dienst gebunden werden.

Startups, aber auch größere Unternehmen bedienen sich gerne dieser Taktik. Es wirkt allerdings kleinlich, umständlich und torpediert genau das, was viele Dienste, wie auch kuendigung.org, als Kernkompetenz anpreisen: schnell und einfach eine Aufgabe zu erledigen. Wenn der Nutzer zunächst erst eine App laden soll, ist das ganze Prozedere schon nicht mehr ganz so zügig erledigt. Generell hat der Nutzer die Wahl sich seine Kündigung als PDF herunterzuladen und selbst auf den Weg zu bringen oder sie vom Dienst versenden zu lassen. Man verspricht dabei hohe datenschutzrechtliche Standards einzuhalten und sicherzustellen, dass alle verwendeten Formulare stets rechtlich aktuell und zulässig und die Zustelladressen stets auf dem neuesten Stand sind.

 

Wer möchte kann sich übrigens auch eine App von kundigung.org auf dem iPhone oder Android Device installieren. Die App ist modern und vor allem übersichtlich gestaltet. In der App können wie auch auf der Website direkt Kündigungsschreiben erstellt und verschickt werden. Darüberhinaus kann der Nutzer seine verschiedenen Verträge hinterlegen um immer im Blick zu haben, wann verschiedene Mitgliedschaften gekündigt werden können.

 

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Statistik: Was wird gekündigt?

In unseren Augen mit am interessantesten sind die diversen Aufstellungen beliebter Kündigungen. Unter den Top 20 finden sich neben den bereits genannten Kandidaten BahnCard und ADAC unter anderem auch die Amazon Kreditkarte und Abonnements von Sky sowie Maxdome. Auch 1&1, Unity Media und Mobilcom-Debitel sind mit dabei. Aber auch Prepaid-Karten von Aldi und Lidl finden sich in diesem Ranking. Auf den letzten Platz dieser Negativhitliste schafft es die Partnerbörse PARSHIP, wo sich „alle 11 Minuten ein Single verliebt“. Alle wie viele Minuten dort ein frustrierter Single hinschmeißt, steht freilich dahin.

Auch in den einzelnen Kategorien findet sich ein spannender Einblick in die Kündigungsmentalität der Onlinedeutschen: unter Finanzen wollen sich beispielsweise besonders viele Bankkunden von der Commerzbank und der Postbank trennen. Auch die Direktbanken Comdirect, DKB und Netbank tauchen unter „Beliebtesten Kündigungsformlagen für Finanzen“ auf. Die unbeliebteste Kreditkarte wird von Amazon und der LBB herausgegeben, auf den Plätzen folgen weitere LBB-Kreditkarten mit anderen Partnerbrandings. Auch die Barcleycard wird gern gekündigt.

 

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Unter Onlinedienste bringt es PARSHIP im einsamen Deutschland immerhin schon auf Platz zwei. Interessanterweise bietet kuendigung.org auch eine Vorlage für Spotify. Der Hintergrund erschließt sich uns kaum, ein Spotify-Abo ist schnell und problemlos im Dienst selbst beendet. Bei Unternehmen wie Elitepartner oder Webhostern wie Server4You hingegen kann die manuelle Kündigung tatsächlich zeitraubend sein. Hier spielt der Dienst seine Stärken aus. Die Unterkategorie „Onlinedating“ listet alle bekannteren Dienste, deren teils haarsträubenden Vertragsmodalitäten inzwischen allgemein bekannt sind.

Weiters bietet kuendigung.org auch Vorlagen für den unzufriedenen Gas- oder Stromkunden, auch Versicherungen lassen sich kündigen. Spitzenreiter sind hier Reiseversicherungen, auf Platz eins liegt das Produkt der Allianz.

 

Test: Die Außenseiter

Zum Abschluss wollen wir wissen, was kuendigung.org zu ein paar wirklich harten Nüssen sagt. Der schlüpfrige Datingdienst OnlyDates etwa bietet dem Anschein nach überhaupt keine Kündigungsmöglichkeit und auch kuendigung.org muss hier passen. Das ist verzeihlich, diese Dienste legen es auch gezielt darauf an, Nutzerdatensätze um jeden Preis zu behalten. Allerdings liefern auch Suchen nach Xing oder Paypal keine Ergebnisse, das verwundert schon etwas mehr. Auch nach dem Deutschen Journalistenverband (DJV) sucht man vergebens. Die süddeutsche Zeitung lässt sich kündigen, die FAZ allerdings nicht. Die Tageszeitung ist dann wieder gelistet. Hier bleibt noch manches zu tun.

 

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Fazit

kuendigung.org ist ein interessanter Dienst, der sicher seine Daseinsberechtigung hat. Für Menschen, die im Laufe der Jahre den Überblick über ihre verschiedenen Verträge, Mitgliedschaften und Abos verloren haben, kann es die Axt sein, die das Gestrüpp der Verbindlichkeiten zügig zerschlägt. Verschiedene Kleinigkeiten sind allerdings noch verbesserungsfähig. So werden manche populäre Dienste noch nicht unterstützt und die App sollte mobilen Nutzern nicht ganz so nachdrücklich aufgedrängt werden.

Schön, dass du da bist. Wir würden uns sehr freuen, wenn du uns als TechnikSurfer Leser deinen Freunden weiterempfehlen und uns auf den sozialen Netzwerken folgen würdest, damit du nichts mehr verpasst. Es lohnt sich - garantiert!

Roman van Genabith

Roman van Genabith

Editor [Markets, Mobile, Media]


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