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Roam like at home: das muss beim kostenlosen EU-Roaming beachtet werden

Roam like at home: das muss beim kostenlosen EU-Roaming beachtet werden

Zehn Jahre lang hat es gedauert, seit heute ist es Realität: innerhalb der Europäischen Union fallen keine Roaming Gebühren mehr an. So verspricht es zumindest die neue EU Verordnung, nach welcher Provider ihren Kunden keine Kosten mehr für Auslandsreisen in Rechnung stellen dürfen. Trotzdem haben die Telekom-Anbieter einige Umwege gefunden, um Einschränkungen und Bedingungen zu finden. Bei jedem Provider gibt es verschiedene Ausnahmen und Regeln. Wir haben die wichtigsten Informationen rund um das neue EU-Roaming zusammengefasst.

Der 15. Juni 2017 ist der Stichtag mit dem Slogan „Roam like at home“ – fast zu schön, um wahr zu sein. Ab heute dürfen Mobilfunkanbieter ihren Kunden Roaminggebühren für EU-Aufenthalte nicht mehr berechnen. Trotzdem gibt es zahlreiche Fallstricke, auf die es zu achten gilt. Smartphone-Nutzer sollen im Groben und Ganzen im Urlaub kostenfrei simsen, telefonieren und surfen können, wie in Deutschland. Damit das funktioniert, berechnen sich die Telekommunikationsanbieter dennoch gegenseitig die Verbindungspreise, welche ebenfalls von der Europäischen Union limitiert wurden. So dürfen aktuell beispielsweise maximal 7,70 Euro pro Gigabyte in Rechnung gestellt werden, was allerdings nicht an den Kunden weitergegeben werden darf.

 

Obwohl Nutzer in erster Linie innerhalb der 28 EU-Staaten plus Lichtenstein, Island und Norwegen kostenfrei telefonieren können, gilt dies nicht für Telefonate ins Ausland. Während Anrufe aus dem Reiseland in das jeweilige Reiseland oder nach Deutschland kostenfrei sind, müssen Anrufer für Telefonate in andere EU-Länder weiterhin bezahlen. Allerdings wurden auch diese Kosten weiter gesenkt. Selbstverständlich gilt das kostenfreie Telefonieren nur für diejenigen, die auch eine „echte“ Allnet-Flat besitzen. Wer lediglich eine netzinterne Flat oder sogar überhaupt keine Flat sein Eigen nennen kann, muss wie bisher bezahlen. Selbes gilt übrigens auch für SMS.

Unkomplizierter geht es beim Datenvolumen vonstatten. Bei den meisten Providern können Nutzer ihr Datenvolumen einfach aus Deutschland beziehungsweise ihrem Heimatland mitnehmen und im Ausland weiterverwenden. Für die zusätzliche Nutzung fallen dabei keine Gebühren an. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen, beispielsweise bei Telefónica. Zudem gibt es sogar Mobilfunkmarken, welche ihren Service im Ausland mittlerweile komplett eingestellt haben.

 

Brexit bringt Unsicherheit

Zehn Jahre lang hat die Europäische Union für die Abschaffung der Roaminggebühren gekämpft. Vor allem die Anbieter haben sich immer gegen die Abschaffung gestemmt, da diese unter anderem Angst vor Missbrauch haben. Was, wenn ein Kunde beispielsweise eine SIM-Karte im günstigeren Ausland kauft und dann ständig in seinem Heimatland nutzt? Dieser Sorge soll mit einer FairUse Policy aus dem Weg gegangen werden, mit welcher die Provider die Nutzung der Mobilfunk-Verträge und Prepaid-Tarife etwas einschränken können. Unter anderem darf der Tarif maximal vier Monate im Jahr außerhalb des Heimatlands verwendet werden. Darüberhinaus gibt es weitere Einschränkungen bei den Providern, welche monats- oder gar tagesabhängig sind.

Unklar ist indes, wie es mit dem Roaming in Großbritannien aussieht. Bislang ist das Vereinigte Königreich zwar Mitglied der Europäischen Union, weshalb das Roaming ab heute ebenfalls inkludiert ist. Wie es nach dem Brexit allerdings weitergehen soll, ist unbekannt. Entweder wird es neue Verhandlungen mit den Mobilfunkanbietern oder aber der EU geben. Telefónica (O2) hat bereits angekündigt, dass Großbritannien nach dem Brexit der teuersten Auslandstarifstufe, der Ländergruppe 3, angehören wird. Die Telekom möchte sich dagegen bemühen das Roaming vorerst weiterhin kostenlos anbieten zu können.

 

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Vorsicht ist auch bei verschiedenen Tarifoptionen geboten. Manche kostenpflichtigen Zubuchoptionen erweisen sich aufgrund der neu gültigen EU-Verordnung möglicherweise als Kostenfalle. Zubuchoptionen könnten kostenpflichtig das anbieten, was ab heute ohnehin kostenlos angeboten werden müsste. Ein neues, recht prominentes Beispiel ist die Telekom Option StreamOn: während innerhalb Deutschlands keine Daten für Musik- beziehungsweise Videostreams berechnet werden, werden die Streams im Ausland wie früher auf das verbrauchte Datenvolumen angerechnet.

 

Telekom und Vodafone begrenzen abgehende Telefonate

Die Deutsche Telekom sowie Vodafone bieten schon längere Zeit Tarife an, welche das neue EU-Roaming erfüllen. Im Ausland fallen weder für ausgehende Telefonate nach Deutschland respektive ins Reiseland Kosten an. Auch SMS sind kostenfrei. Zudem kann das Datenvolumen wie zu Hause weiterverwendet werden, ohne zuvor eine zusätzliche Option zu buchen. Bei beiden Providern existiert bislang zwar keine FairUse Policy, welche den Auslandsaufenthalt auf mehrere Monate beschränken soll, allerdings gibt es tägliche beziehungsweise monatliche Limitierungen.

Während bei Vodafone nicht länger als 500 Minuten am Tag telefoniert werden darf, können Kunden bei der Telekom maximal 1.000 Minuten im Monat sprechen. Diese Zahlen gelten lediglich für kostenfreie, ausgehende Anrufe. Dieselbe Grenze ist auch für SMS eingerichtet. Vodafone berechnet bei einer Grenzüberschreitung pro Minute und SMS 0,20 Euro. Auch bei der Telekom gibt es in diesem Fall Zusatzkosten, allerdings droht der Konzern seinen Nutzern im Extremfall sogar mit einer Kündigung.

 

Bei der Telekom gibt es zudem eine weitere Ausnahme: bereits seit dem 19. April 2016 werden die entsprechenden Tarife angeboten, welche innerhalb der EU und sogar in der Schweiz kostenfrei sind. Tarife, welche vor dem 19. April 2016 abgeschlossen wurden, sind zwar günstiger, bekommen ab heute allerdings ebenfalls kostenfreies EU-Roaming hinzu. Jedoch ist in diesen Tarifen die Schweiz nicht in das Portfolio eingeschlossen. Darüberhinaus dürfen sich Kunden des MagentaMobil XL Premium freuen: in diesem Tarif gelten nämlich die 1.000/1.000 Limits nicht.

 

Aldi Talk ohne Roamingkosten, bei Telefónica schon

Bei Aldi Talk können Nutzer ab heute ebenfalls „roam like at home“ verwenden. Allerdings ist die Schweiz wie bei den meisten Anbietern außen vor. Für abgehende Telefonate und SMS verlangt der Provider elf Cent pro Minute, für ein Megabyte werden 24 Cent fällig. Währenddessen greift der Tochterkonzern der Telekom Congstar tiefer in die Tasche: zwar können auch Congstar Kunden innerhalb der EU kostenfrei surfen, jedoch ist die Schweiz auch hier nicht mit inbegriffen. Vor allem die Preise haben es in sich: für abgehende Telefonate werden 1,40 Euro aufgerufen, eine SMS kostet unfassbare 0,69 Euro. Wer surfen möchte kommt ohne ein gebuchtes Datenpaket erst gar nicht ins Netz.

Bei Telefónica müssen sich Nutzer entscheiden, ob diese ihren alten Tarif beibehalten möchten, oder aber in eine neue Auslandsregelung wechseln möchten. Der Wechsel in die neue EU-Roaminggebühren ist für die Kunden selbstverständlich kostenfrei, allerdings fallen dennoch weiterhin Kosten an. O2 stellt seinen Kunden im Ausland nämlich einen GB extra zur Verfügung, welcher ausschließlich dort genutzt werden kann. Zugriff auf das Heimatdatenvolumen bekommen die Kunden nicht. Außerdem fallen für SMS weiterhin sieben Cent an, für Telefonate nach Deutschland fallen die Heimatkosten an. Wer sich für den Wechsel entscheidet, kann dies über die O2 App oder per SMS machen. Allerdings greift nach dem Wechsel die FairUse Policy, welche die Nutzung auf maximal vier Monate im Ausland beschränkt.

 

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Drillisch: keine Standardaussage möglich

Bei den vielen verschiedenen Tochterangeboten von Drillisch kann auf die Schnelle keine Standardaussage getroffen werden. Bei fast allen Anbietern gibt es eigene Regelungen, manche Tarife können sogar nur noch in Deutschland verwendet werden. DeutschlandSIM Tarife beispielsweise lassen sich nicht mehr im Ausland nutzen. Währenddessen bietet Simply seinen Nutzern weiterhin die alte, kostenpflichtige EU-Option an sowie eine kostenfreie EU-Option welche für die restlichen Kunden aktiviert wird. Die kostenpflichtige Variante bringt einige Vorteile, beispielsweise wird die Nutzung nicht auf vier Monate beschränkt und auch in der Schweiz kann kostenlos telefoniert, gesimst und gesurft werden.

 

Zusammengefasst: großes Kino, viel Aber

Auf den Wegfall der Roaminggebühren haben sich alle gefreut. Allerdings ist die Ernüchterung groß, da es viele Ausnahmen gibt. Kein Provider setzt die EU-Richtlinie ohne Einschränkungen um. Während beim einen Provider weiterhin Kosten anfallen, verbraucht man beim anderen Anbieter in Deutschland weniger Daten, als im Urlaub. Außerdem ist es extrem wichtig zu schauen, dass man möglichst schnell alle kostenpflichtigen, nicht mehr sinnvollen Tarifoptionen kündigt.

Vor der Reise ins EU-Ausland lohnt es sich zudem nochmal zu schauen, ob der Provider seinen Tarif auch wirklich umgestellt hat. Auch ein vorheriger Check der genauen Tarifbedingungen und Features sollte vor dem nächsten EU-Aufenthalt keinesfalls vergessen werden – schließlich wollt ihr das beste aus eurem Tarif rausholen. In diesem Sinne: schönen Urlaub!

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Moritz Krauß

Moritz Krauß

Founder & Editor in Chief


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