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Gläserner Zuschauer: Fire TV und co. schauen dem Kunden auf die Fernbedienung [Update]

Gläserner Zuschauer: Fire TV und co. schauen dem Kunden auf die Fernbedienung [Update]

Ein Smart TV erfasst und übermittelt reichlich Daten über die Nutzungsgewohnheiten seines Besitzers, das ist inzwischen wohl vielen Fernsehzuschauern bekannt. Wie umfangreich diese Datensammlungen sind, hat nun ein Team von Forschern etwas genauer unter die Lupe genommen. Sie befassten sich konkret mit dem Fire TV von Amazon und den Geräten von Roku,, einem Streaminganbieter, der in Europa nicht aktiv ist. Das Ergebnis: Der Zuschauer wird genauestens vermessen.

Ein Smart TV bietet dem Nutzer nicht nur viele neue Möglichkeiten, auf seinem Fernseher weit mehr als nur das lineare Programm über Kabel oder Satellit zu schauen, er eignet sich auch deutlich besser dazu, das Sehverhalten des Nutzers zu erfassen als dies je zuvor mittels Methoden der Marktforschung möglich war. Dass die Geräte jede Menge Daten in die halbe Welt senden, ist schon länger bekannt und verschiedentlich wurde bereits auf diese neue Datenschutzdimension hingewiesen. Nun hat sich ein Forscherteam des Center for Information Technology Policy und der Inspire Research Group einmal am Beispiel des Fire TV von Amazon und der Roku-Geräte angeschaut, was und wie viel die Geräte über ihre Besitzer ausplaudern.

Fire TV und Roku sprechen rege mit Google und Facebook

Das Ergebnis dieser Studie ist eindeutig: Alles, was sich auswerten lässt, wird ausgewertet. Die verschiedenen Channels beinhalten Tracker aller großen Werbenetzwerke und auch die verschiedener kleinerer Anbieter. Channels können von den Smart TV-Nutzern entsprechend ihrer Präferenzen gebucht werden. Laut Studie wurden vor allem die großen Werbenetzwerke zur Vermarktung von Anzeigen von Google und Facebook kontaktiert. Aber auch die Anzeigennetzwerke von Amazon und Dienste zur statistischen Auswertung wie Google Analytics waren natürlich eingebunden.

Teilweise wurden Daten an bis zu 60 Dienste gleichzeitig übermittelt, dies geschah zudem oft auch noch unverschlüsselt. Besonders gläsern sind Fire TV-Nutzer: 89% der überprüften Channels telefonieren in alle Welt, bei Roku liegt der Wert bei 69%. Übermittelt werden Daten wie die geschauten Videos, aber auch der Aufenthaltsort, der Netzwerkname oder die Gerätenummer. Zu allem Überfluss fand sich zudem bei Roku noch ein Sicherheitsloch, das es auch einem Angreifer ermöglicht, Zugriff auf personenbezogene Daten von Nutzern zu nehmen.

Anonymer Modus für TV-Boxen gefordert

Die Forscher fordern hier eine strengere Regulierung seitens der Gesetzgeber und neue Möglichkeiten, einen besseren Datenschutz zu gewährleisten, etwa in Form eines anonymen Modus, wie ihn schon moderne Browser anbieten. Ob und wann sich etwas derartiges durchsetzen wird, ist völlig offen. Die zumeist günstigen TV-Boxen von Amazon und co. werden subventioniert abgegeben und ihr Nutzen für die Anbieter besteht einerseits im Verkauf von Abos und andererseits im Datenschatz, den sie tag-täglich heben.

Nachtrag
Amazon hat nach Erscheinen dieses Artikels darauf hingewiesen, dass Kunden die Möglichkeit haben, interessenbasierte Werbung zu deaktivieren. Hierzu teilte uns ein Vertreter mit:
„Für den Fall, dass Kunden interessenbasierte Werbung deaktivieren, verlangen wir von App-Entwicklern, dass sie die Werbe-ID dieser Kunden nicht verwenden, um Benutzerprofile für Werbezwecke zu erstellen oder interessenbasierte Anzeigen anzuzeigen. Wir schreiben auch vor, dass alle Anwendungen von Drittanbietern, die personenbezogene Daten von Fire TV-Benutzern erfassen, eine Datenschutzerklärung beinhalten müssen, die erklärt, welche Daten von Kunden erfasst und wie sie verwendet werden.”

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Roman van Genabith

Roman van Genabith

Editor [Markets, Mobile, Media]


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