Archos 50b Cobalt im Test: plakativ, paradox und ein bisschen ungewohnt

Der französische Hersteller Archos hat mich bereits mit den angebotenen Produkten überzeugen können. Im Januar hat die Firma nun die Smartphone-Sparte um ein weiteres Einsteiger-Smartphone ergänzt. Das Gerät kommt, im Gegensatz zu vielen vergleichbaren Geräten, mit einem Fingerabdrucksensor und Qualcomm-Prozessor. Wo die Stärken und Schwächen des Smartphones liegen und wann sich die Anschaffung lohnt, erfahrt ihr im Test. Wir haben das Testsample kostenfrei vom Hersteller erhalten.

 

Schenkfreudiger Lieferumfang und Verarbeitung

Archos ist beim Lieferumfang mit Smartphones besonders spendabel. Bereits dem Archos 50e Neon legte der Hersteller ein kostenloses Cover und eine Folie bei. Auch beim Archos 50b Cobalt liegt eine Schutzfolie im Lieferumfang bei. Weiterhin enthält die Verpackung ein europäisches Netzteil, ein 1 Meter langes microUSB Kabel sowie ein paar Kopfhörer. In der Hand fühlt sich der Aluminiumrahmen sehr angenehm an und ist einwandfrei verarbeitet.

Die länglichen Knöpfe sind ebenfalls aus dem hochwertigen Material gefertigt und haben einen guten Grip an den Fingern. Die Knöpfe wackeln und klappern bei der Benutzung allerdings etwas, was nicht jedermanns Sache ist. Das Backcover ist – wie zu erwarten – aus Plastik. Das Cover sitzt zwar fest und ist auch hier nahtlos, fühlt sich aber nicht nach dem hochwertigen und samtigen Plastik an, wie es beispielsweise in Microsoft Lumia-Smartphones zu finden ist.

 

 

Design: Das könnt ihr besser, Archos!

Von vorne sieht das Archos 50b Cobalt tatsächlich einem High-End Smartphone zum Verwechseln ähnlich. Die auffälligen, abgeschrägten, Kanten des Alurahmens zeigen, dass der französiche Hersteller ebenfalls Wert auf Feinheiten und Details legt. Die Rückseite passt designtechnisch allerdings nicht zur Front. Am Rahmen des Gerätes sind die Antennenbänder schwarz, auf der Rückseite weiß. Zwischen dem Backcover und dem nicht ohnehin schon unklug platzierten Fingerabdrucksensor befindet sich zudem eine Lücke, die bei Druck nachgibt.

Die Kamera, der LED-Blitz, Lautsprecher und Fingerabdrucksensor: dem Design fehlt es an Symmetrie und einem strukturierten Aufbau. Schade eigentlich, denn genau das hat mir beim kürzlich getesteten Archos 50e Neon besonders gut gefallen.  Ebenfalls schlecht platziert ist der 3,5mm Klinken- und MicroUSB-Anschluss. Die Nutzung einer Powerbank im Bus oder Zug wird wegen der Position des Anschlusses problematisch. Glücklicherweise ist man jedoch nicht auf eine Powerbank angewiesen, da sich das Backcover kurzerhand lösen lässt und der 2.000 mAh Akku gewechselt werden kann.

 

 

Exzellentes Display

Am Display des Archos 50b Cobalt kann ich mich nicht satt sehen. Eine Lücke zwischen Front und Displayeinheit ist gar nicht erkennbar. Mit einer Diagonale von 5,0 Zoll und der Auflösung von 1.280×720 Bildpunkten ergibt sich eine Pixeldichte von 294 ppi. Für den Normalverbraucher bedeutet das: Bilder, Texturen und so ziemlich alle Inhalte werden fast gestochen scharf wiedergegeben.

Für meine Verhältnisse hat das Archos 50b Cobalt die perfekte Spielfläche, da ich alle Ecken problemlos erreichen kann. Farbtechnisch ist das IPS-Display typischerweise nüchtern und angemessen, auch wenn der Weißton einen leichten Graustich aufweist. Erstaunlich ist zudem die überragende Blickwinkelstablität, die in jedem Winkel die Farben in ihrem Originalton beibehalten.

 

 

Performance: Mangelhaft, ruckelig

Ein weiterer großer Kritikpunkt am Archos 50b Cobalt ist die miserable Performance. Anlockend für mich war der verbaute Qualcomm Snapdragon 210, ein Prozessor mit vier Kernen und einer Taktung von 1,1 GHz. Meine Erwartungen zum Smartphone wurden am Ende jedoch noch stark untertroffen. Gaming ist zwar möglich, jedoch macht das Spielen selbst mit herabgesetzer Qualität bei Spielen wie Need for Speed No Limits aufgrund der vielen Ruckler kaum Spaß. Fast alle Apps werden nur mit einer Verzögerung geöffnet, das Archos 50b Cobalt ruckelt beim Surfen, beim Hin- und Herwischen und sogar die Live-Hintergrundbilder werden nicht flüssig wiedergegeben.

Wer also Wert auf ein schnelles Einsteigersmartphone legt, sollte vom Archos 50b Cobalt lieber die Finger lassen.  Kein Wunder: Der verbaute Prozessor wurde im September 2014 vorgestellt. Das bestätigt sich auch in den schlechten Benchmark-Ergebnissen. Im Geekbench 4 erzielt das Smartphone eine Single-Core Punktzahl von 319 und im Multi-Core 617.  Bei AnTuTu kommt das Gerät auf einen Score von 21.970 Punkte. Das Archos 50e Neon, welches wesentlich älter und schon ab 89,99 Euro erhältlich ist, kommt im Test auf erstaunliche 24.000 Punkte. Laut Archos soll sich die Performance mit dem nächsten Software-Update etwas verbessern.

 

 

Akkulaufzeit: Durchschnittlich

Eine besonderes technisches Merkmal des Archos 50b Cobalt ist der verbaute Fingerabdrucksensor. Dieser ist zwar aufgrund der ungünstigen Position nur bedingt brauchbar, funktioniert dafür aber in den meisten Fällen auch mit fettigen oder leicht verschmutzten Fingern. Die Geschwindigkeit ist natürlich nicht mit den Sensoren der aktuellen Top-Smartphones vergleichbar, trotzdem ist die Performance für die Preisklasse definitiv gelungen. Als Betriebssystem kommt Android 6.0 Marshmallow zum Einsatz. Die versprochenen, vorinstallierten, GAMELOFT-Spiele konnte ich jedoch nirgends finden.

Das Gerät kommt mit 16 oder 32 Gigabyte internem Speicher und wird dementsprechend mit einem oder zwei Gigabyte Arbeitsspeicher unterstützt. Via MicroSD ist der Speicher um bis zu 32 Gigabyte erweiterbar. Neben dem Kartenslot befinden sich zudem zwei Platzhalter für SIM-Karten, wobei nur der erste Slot den LTE- und 3G-Standard unterstützt. Wer lange im Internet surft, ist auf gute Akkulaufzeiten angewiesen.

Hier schneidet das Archos 50b Cobalt eher durchschnittlich ab. Zwar wird der Akku mit einer Kapazität von 2.100 mAh beworben, allerdings ist dieser tatsächlich nur 2.000 mAh groß. Bei äußerst geringer Nutzung im Alltag schafft der Akku mehrere Tage. Sobald das Smartphone im ständigen Gebrauch ist, hält das Archos 50b Cobalt einige Stunden durch. Wer das Smartphone also nicht zu jeder Zeit auslastet und nicht ständig am Zocken ist, sollte den Tag mit einer Akkuladung problemlos überstehen.

 

 

Solide Kameraperfomance

Die Kamera des Archos 50b Cobalt hat wenig Besonderes, schießt aber nüchterne und befriedigende Bilder. Schärfe, Farbtöne und Dynamikumfang sind im Rahmen der Preisklasse völlig angemessen. Dasselbe gilt auch für die Frontkamera. Das Smartphone bietet zwar keine Hardware für einen Weißabgleich, doch dieser kann in den Kameraeinstellungen, zusammen mit Belichtung, Szenenanpassung oder Bildqualität, optimiert werden.

Die 13,5 Megapixel Hauptkamera nimmt zudem Videos in 720p auf. Natürlich sind die Bilder aufgrund der allgemeinen Unschärfe nicht für Profis zum Bearbeiten geeignet, aber für Schnappschüsse reicht die Kamera allemal aus. Ansonsten könnt ihr selber über die nachfolgenden Bilder urteilen und euch überzeugen lassen.

 

 

Letztlich ist der Preis oftmals das entscheidende Auswahlkriterium. Das Archos 50b Cobalt (lite) ist, wie bereits erwähnt, ein Einsteigersmartphone und beginnt bei Archos im Onlineshop mit 139,99 Euro. Hierbei handelt es sich um die lite-Version, welche mit 16 Gigabyte internem Speicher und einem Gigabyte RAM kommt. Die „normale“ Version des Archos 50b Cobalt ist für 159,99 Euro erhältlich und kommt mit 32 Gigabyte Speicher und zwei Gigabyte RAM.

 

Fazit

Innovationen bei den Smartphone-Flaggschiffen von heutzutage sind eher eine Seltenheit. Wenn jedoch mal ein neues Feature Einzug in eines der neuen Geräte hält, handelt es sich meistens eher um marginale neue Funktionen. In der untersten Preisklasse sieht das derzeit etwas anders aus: Zwar werden die günstigen Smartphones nicht mit Innovationen bestückt, dafür stoßen immer mehr High-End Leistungsmerkmale den preiswerten Smartphones hinzu und machen die Nutzung so angenehmer. Auch das Archos 50b Cobalt ist hier keine Ausnahme.

Es ist zwar keine Innovation, doch das Archos 50b Cobalt macht unser Leben ein kleines Stück leichter. Das Smartphone schont die Brieftasche und eine Kaufempfehlung richtet sich an alle Verbraucher, die sich kein teures High-End Smartphone kaufen möchten und dennoch die Entwicklung der untersten Preisklasse fördern möchten. Also liegt es an uns, ob wir weitere exklusive Features auch in weiteren Low-End Smartphones sehen möchten, oder doch lieber mehr Geld für das Image anderer Firmen verschwenden.

Simon Glückert: Editor
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