FBI verschafft sich Zugang zu iPhone – ohne Hilfe von Apple

Ein letztes Mal startet heute ein großer Medientrubel rund um den Apple gegen FBI Fall. Die amerikanische Sicherheitsbehörde hat das zuständige Gericht darum gebeten, den Rechtsstreit mit sofortiger Wirkung einzustellen. Wie bereits vorab vermutet, konnte sich der Geheimdienst mittlerweile Zugang zu dem iPhone im San Bernardino Fall beschaffen. Das Kuriose: weder Apple, noch staatliche Einrichtungen haben dabei geholfen. Ein abschließendes Urteil wird es nicht geben – auch wenn dieses wahrscheinlich wichtig gewesen wäre.

Nochmal schnell zur Auffrischung: bereits Mitte Februar hat das FBI von Apple verlangt, ein iPhone zu entsperren. Hierbei handelte es sich um das Smartphone eines Terroristen, welcher in San Bernardino mehrere Menschen getötet hat. Der Terrorist selbst ist bei dem Polizeieinsatz ebenfalls ums Leben gekommen. Ein Gerichtsurteil forderte Apple dazu auf, mehrere Sicherheitsmechanismen zu umgehen. Doch Tim Cook weigerte sich, da für ihn Datenschutz und Privatsphäre schon immer wichtiger waren. Auch viele Tech-Konzerne wie Google, Facebook und später auch Microsoft haben sich hinter den Kalifornier gestellt und wollten sogar vor Gericht aussagen. Wir haben berichtet. Soweit ist es jedoch nicht gekommen. Zwar war bereits ein Gerichtstermin terminiert, doch das FBI hatte kurzfristig um Aufschiebung gebeten. Anscheinend habe der Geheimdienst einen Drittanbieter gefunden, welcher das iPhone entsperren wolle. Und in der Tat: das Unternehmen hat es geschafft.

 

 

Wie das zuständige Justizgericht heute Nacht mitgeteilt hat, hat das FBI in einem Schreiben gebeten, den Fall aufzuheben. Anscheinend habe das FBI selbst einen Weg gefunden, die Sicherheitsmechanismen auszuhebeln und letzten Endes an die verschlüsselten Daten zu kommen – und zwar ohne Apples Hilfe.

„The government has now successfully accessed the data stored on Farook’s iPhone and therefore no longer requires the assistance from Apple Inc. mandated by Court’s Order Compelling Apple Inc. to Assist Agents in Search dated February 16, 2016.“ (Quelle Justizgericht America)

Wie das FBI mitteilt habe ein Drittanbieter das iPhone gesperrt. Es wurden also keine staatlichen Mächte angewandt, um an die gewünschten Daten zu gelangen. Noch immer ist unbekannt, wer genau das iPhone 5c entsperrt hat. Außerdem ist unklar, wie dies gelang. Es gibt lediglich zwei Möglichkeiten: entweder das FBI hat mit Unterstützung eine Sicherheitslücke in iOS 9 ausfindig gemacht und diese ausgenutzt. Alternativ könnte ein aufwendiger Algorithmus entwickelt worden sein, welcher zum Erfolg geführt hat.

 

Währenddessen fordert die Electronic Frontier Foundation, dass das FBI Apple die Schwachstelle mitteilen muss. Schließlich wäre eine Schwachstelle ein potentielles Risiko für alle iPhone Nutzer. Deshalb sei es nicht zumutbar, die Sicherheitslücke unter Verschluss zu halten. Deshalb möchte die EFF nun eine Klage einreichen. Mit dieser soll erreicht werden, dass künftig alle (Geheimdienste) dazu verpflichtet werden, Sicherheitslücken den Herstellern mitzuteilen. Zeitgleich ist für Apple ein Imageschaden entstanden. Schließlich äußerte Tim Cook mehrmals, dass iOS 9 so sicher sei, dass das FBI keinerlei Chance habe. Außerdem hat der Konzern mitgeteilt, dass man nich wisse, wie sich die Ermittler Zugang verschaffen konnten. Da muss Apple aufpassen, dass dies nicht zu einer Lachnummer wird. Indes hat der Kalifornier bereits angekündigt, seine Betriebssysteme genau deshalb jetzt noch sicherer machen zu wollen.

„As you know, we use encryption to protect our customers — whose data is under siege. We work hard to improve security with every software release because the threats are becoming more frequent and more sophisticated all the time. […] People trust Apple to keep their data safe, and that data is an increasingly important part of everyone’s lives. You do an incredible job protecting them with the features we design into our products. Thank you.“ – Tim Cook (Quelle: Mobilegeeks)

 

Der Fall wurde nun also ohne endgültiges Urteil abgeschlossen. Für die Technikbranche wäre ein Urteil allerdings sehr wichtig gewesen. Dann hätte es eine einheitliche Regelung geben, ob Technikhersteller dazu gezwungen werden dürfen, Hintertüren in ihre Systeme einzubauen. Hintertüren haben zwar für Ermittler und Geheimdienste einen erheblichen Vorteil. Doch wenn es diese Backdoors erst einmal gibt, können diese auch von Hackern ausgenutzt werden. Dadurch wäre dann die Privatsphäre von Millionen Menschen in Gefahr. Fakt ist: auch künftig wird es solche Fälle geben. Vielleicht werden diese nicht mehr so häufig öffentlich, da zumindest das FBI nun einen neuen Ansprechpartner in Sachen Hacken hat.

Quelle Bild: View Apart / Shutterstock.com

Moritz Krauß: Founder & Editor in Chief
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