Einsatz digitaler Fahndung steigt unermüdlich – Stille SMS so hoch wie nie

Moderne Technik und vor allem Smartphones werden bekanntlicherweise von Bundesbehörden ausgenutzt. Mit verschiedenen Möglichkeiten können Behörden Smartphones abhören, womit die Ermittlung vereinfacht werden soll. Nun hat die Bundesbehörde eine Statistik veröffentlicht, welche den Einsatz der digitalen Fahndung im ersten Halbjahr 2016 etwas aufschlüsselt. Die traurige Erkenntnis: immer mehr Menschen werden abgehört.

Immer mehr Ermittler greifen auf digitale Möglichkeiten zurück, Tatverdächtige Personen zu orten oder abzuhören. Das zeigt eine Statistik der Bundesbehörde. Diese Statistik wurde auf Nachfrage der Bundestagsfraktion Die LINKE erstellt. Die LINKE ist generell gegen das Abhören, weshalb die Partei jedes halbe Jahr nach einer neuen Zahlen bittet. Im ersten Halbjahr 2016 wurden vor allem die Stille SMS als auch die Funkzellenauswertung so oft genutzt, wie noch nie zuvor. Die Partei zeigt sich frustriert, schließlich verletzte die digitale Fahndung die Freiheit im Internet. Obwohl die Bundesbehörde viele interessante Zahlen und Fakten bekannt gibt, bleibt einem auch so einiges verschwiegen. Viele Informationen dürfen nicht einmal an Parteien weitergegeben werden, da diese vom BND als „geheim“ eingestuft sind. Schließlich könnte dies die Funktionsweise und Möglichkeiten für Ermittler verraten.

 

Stille SMS so hoch wie nie

Mit der Stillen SMS können Ermittler eine Verbindung zu dem Smartphone aufbauen und das Gerät so orten. Wenn die Stille SMS oft genug verschickt wird, können sogar ganze Bewegungsprofile erstellt werden. Der Name kommt daher, weil das „Opfer“ die SMS nicht angezeigt bekommt und so nichts davon mitbekommt, geortet zu werden. Allein in diesem Jahr wurden bereits 210.000 Stille SMS verschickt. Die LINKE hält den Einsatz von Stillen SMS als unzulässig: Geheimdienste und die Bundespolizei darf nur passiv abhören. Um eine Stille SMS zu versenden sei allerdings aktives Handeln notwendig. Die Partei erklärt auch gleich, warum die Zahl der Stillen SMS vermutlich gestiegen ist. Der Verfassungsschutz möchte damit möglichst viele ausländische Kämpfer beobachten um damit das Gefahrenpotential einstufen zu können.

 

 

IMSI-Catcher rückläufig

Obwohl die Verwendung digitaler Fahndungsmöglichkeiten immer weiter steigt, nimmt der Einsatz der IMSI-Catcher ab. Ein IMSI-Catcher gaukelt einem Smartphone vor, ein gewöhnlicher Mobilfunkmast zu sein. Da dieser oftmals eine bessere Signalstärke bietet, verbindet sich das Gerät mit dem IMSI-Catcher. Einmal verbunden ist es den Bundesbehörden möglich, sämtliche Telefonate, welche über den IMSI-Cachter geführt werden, abzuhören. Außerdem kann der aktuelle Standort eingeschränkt werden, sodass der Täter gefasst werden kann. Allerdings gibt es einen gewaltigen Nachteil. Da der IMSI-Catcher sich mehr oder weniger wie ein Mobilfunkmast verhält, können sich auch andere Teilnehmer einbuchen. So werden auch Personen abgehört, welche eigentlich gar nicht abgehört werden sollen. Diese Personen bekommen davon selbstverständlich nichts mit. Die Bundesbehörde teilt mit, dass viele der betroffenen Personen aus diesem Jahr noch nicht darüber informiert wurden, da die Ermittlungen noch laufen würden. Allerdings ist auch unklar ob und wie viele betroffene Personen aus den letzten Jahren darüber informiert wurden, aus Versehen abgehört worden zu sein. Hierüber muss die Bundesbehörde nämlich keine Statistik führen.

 

Funkzellenauswertung weiterhin beliebt

Auch die Funkzellenauswertung ist bei den Behörden beliebt und erreicht in diesem Halbjahr mit etwa 150 Abfragen ebenfalls ein gewaltiges Hoch. Während die Verwendung bei der Bundespolizei und dem Bundeskriminalamt abgenommen hat, steigt die Zahl bei der Zollfahndung um das 2,6fache. Allein die Zollfahndung muss 101 Abfragen auf die eigene Rechnung schreiben. Bei der Funkzellenauswertung werden die Funkzellen ausgewertet, in welchen der Tatverdächtige sich am häufigsten aufhält. Dadurch erhalten die Ermittler Auskunft über den gesamten Kommunikationsverlauf von dem Verdächtigen. Darauf sind unter anderem alle Telefonate und SMS aufgelistet.

 

 

Und der Staatstrojaner?

Seit Anfang 2016 dürfen die Ermittler auch Staatstrojaner auf dem Computer einschleusen. Dieser soll von Virenschonern nicht erkannt werden und sämtlichen Zugriff auf den Computer haben – heißt es zumindest. Schließlich gibt die Bundesbehörde keinerlei Informationen rund um den Staatstrojaner preis. Niemand weiß, wie genau er eingesetzt wird. Auch Zahlen bleiben im Dunkeln verborgen. Es ist unklar, ob der Staatstrojaner schon einmal eingesetzt wurde und wenn ja, wie oft. Diese Informationen sind sicherlich vom BND als höchst geheim eingestuft worden.

Moritz Krauß: Founder & Editor in Chief
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