Das HTC U Ultra im Test – riesiges Smartphone ohne Killer-Feature

01 - HTC Ultra - Karton

Kürzlich brachte HTC sein neues Flaggschiff HTC U Ultra in den Handel. Mit diesem Premium-Smartphone möchte das Unternehmen sich wieder ins Gespräch bringen, verloren gegangene Marktanteile zurückgewinnen und aus der Abwärtsspirale ausbrechen, in der HTC seit Jahren gefangen ist. Wir haben uns das Gerät angeschaut und wagen ein erstes Urteil. Das HTC U Ultra ist HTC’s neues Flaggschiff. Flankiert wird es vom HTC U Play, das etwas preisbewusstere Käufer ansprechen soll. Das HTC U Ultra adressiert das Premiumsegment. Welchen Eindruck hat es auf uns gemacht? Der Hersteller hat uns ein Testgerät kostenfrei geliehen.

 

Verarbeitung und Design

Die HTC-Smartphones glänzten häufig durch tadellose, oft hochwertige Verarbeitung und elegante Designs. Das HTC U Ultra löst diesen Qualitätsanspruch vollständig ein. Die Verarbeitung ist makellos. Das formschöne Gehäuse wirkt wertig und gibt unter Druck nirgendwo nach. Das durchaus schicke Flaggschiff zieht allerdings Fingerabdrücke an, ein Nachteil glänzender Oberflächen.

 

HTC Ultra (links) im Vergleich mit iPhone 7 Plus (rechts)


HTC Ultra (links) im Vergleich mit iPhone 7 Plus (rechts)

Das HTC U Ultra besitzt ein großes 5,7 Zoll-Display, was etwas mehr als der weit verbreitete Quasi-Phabletstandard von 5,5 Zoll ist. In der Hand wirkt das Gerät durch das Rahmenverhältnis aber geradezu riesig. Leider fühlt sich die Neuheit auch rutschig an, weshalb der Wunsch nach einer Schutzhülle umgehend aufkommt.

Der Power-Button liegt auf der rechten Seite, desgleichen die großzügig dimensionierte Lautstärkewippe. Mit seinem USB-C-Anschluss ist das HTC U Ultra zukunftssicher ausgestattet. Die Kamera steht deutlich aus dem Gehäuse hervor, ein Umstand, der noch bei vielen Top-Smartphones zu beobachten ist und uns definitiv nicht gefällt.

 

Unterseite des HTC U Ultra
Die Oberseite des Flaggschiffs
Auf der rechten Seite befindet sich nicht nur der Standby-Button,
die linke Seite wirkt deshalb nahezu blank.

 

Spezifikationen

Technisch ist das HTC U Ultra solide ausgestattet, top-Niveau erreicht es in einigen Aspekten aber nicht. Getrieben wird das Smartphone vom Snapdragon 821, dessen vier Kerne mit 2,15 GHz rechnen. HTC griff hier nicht zu den neuesten Snapdragon-Konfigurationen, was schade ist. Der CPU stehen vier GB Arbeitsspeicher zur Verfügung. Anwender können ab Werk auf 64 Gigabyte Speicher für Apps, Dokumente und Videos zugreifen, der Speicher ist mittels Micro-SD-Karte erweiterbar.

Im LTE-Netz ist das Gerät für Downloadraten von bis zu 600 Mbit/s vorbereitet. Werte, die aktuell nirgendwo erreicht werden. Das Flaggschiff unterstützt sowohl das 900 MHz-LTE-Band, das aktuell von der Deutschen Telekom in ihr Netzportfolio integriert wird und auf dem früher lange Jahre hauptsächlich GSM realisiert wurde, als auch die Frequenzen von 700 MHz, die noch vereinzelt vom Fernsehen belegt sind und auf die es die Netzbetreiber im Zuge einer weiteren Digitalen Dividende schon lange abgesehen haben. Die Hauptkamera löst 12 Megapixel, die Selfie-Cam sogar 16 Megapixel auf.

 

 

System und Features

Das Flaggschiff von HTC wird mit der recht aktuellen Androidversion 7.0 ausgeliefert, über die der Taiwaner seine EMULI-Oberfläche gestülpt hat. Diese wirkt nicht mehr ganz so verspielt wie noch vor Jahren und macht einen recht guten Eindruck. Die Oberfläche reagiert flott, HTC liefert allerlei Tools mit, die nach unserem Dafürhalten unnötig sind. Überladen mit Bloadware wirkt das Telefon aber nicht.

Der Einrichtungsassistent empfiehlt die Anmeldung mit HTC-Konto, ein weit verbreitetes Leiden in der Androidwelt, in der alle Hersteller angestrengt um Alleinstellungsmerkmale bemüht sind, an Googles übermächtigen Play-Diensten vorbei zu ziehen. Sie haben bei uns Pech. Da Android in erster Linie ein Google-System ist, verzichtet der Autor bei den Tests grundsätzlich darauf, den Herstellern das Privileg einer weiteren Registrierung in noch einer weiteren Cloud zu gewähren.

 

 
Das HTC U Ultra ist mit einem Fingerabdrucksensor auf der Front ausgestattet, was uns gefällt. Die Fingerprintleser auf der Rückseite, die sich vielfach durchgesetzt haben, empfinden wir als eher unpraktisch. Das Einrichten von Fingerabdrücken am HTC U Ultra gestaltet sich ähnlich wie am iPhone, der Sensor selbst ist ebenfalls sehr schnell. Während am iPhone noch eine Animation gezeigt wird, erfolgt die Entsperrung am HTC U Ultra beim Auflegen nahezu augenblicklich ohne weiteren Effekt. Verwirrend ist die Einrichtung des Entsperr-PINs, der statt Fingerabdruck genutzt werden kann. Dessen Setup und Deaktivierung wirken unintuitiv.

Fertig eingerichtet wünscht das HTC U Ultra einige Updates der Oberfläche, nachdem wir den entsprechenden Punkt aufgerufen haben. Wie es häufig beobachtet werden kann, sucht und lädt das HTC U Ultra mehrere Updates hintereinander, legt beim Installieren zahlreiche Neustarts ein und zeigt anschließend immer neue bereitstehende Updates. Sichtbare Effekte hatten diese zunächst nicht. Ob HTC dem teuren HTC U Ultra künftig bereitwillig Android-Updates spendieren wird, bleibt abzuwarten.

 

Nutzer im Fokus

Das HTC U Ultra „hört DIR zu“, „lernt von DIR“, „es geht um DICH“. Das Killer-Feature des Geräts sollte der Sense Companion sein, ein KI-basierter Assistent, der selbstlernend sein und basierend auf den Gewohnheiten des Nutzers proaktiv Vorschläge und Tipps zum Tag liefern sollte. Sense Companion kann etwa vorschlagen sich wärmer anzuziehen, wenn schlechtes Wetter angesagt wurde oder früher loszufahren, wenn die Straßen voll sind – ein Feature, das so neu gar nicht ist. Apple Maps macht das in Verbindung mit Terminerinnerungen aus dem Kalender bereits heute.

Der Assistent wurde von HTC nicht zum Marktstart ausgeliefert, ein Fehler, nachdem er als herausragendes Highlight beworben worden war. Zwar wurde Sense Companion zwischenzeitlich nachgereicht, konnte in unserem Test aber keine Berücksichtigung finden. Er braucht einige Zeit, um das Nutzerverhalten zu beobachten, Zeit, die im begrenzten Testzeitraum nicht zu erübrigen war. Wie sich der Sense Companion bewährt, werden spätere Erfahrungen zeigen müssen.

 

Das zweite Gesicht

Ein weiteres Merkmal wurde von HTC als Leuchtturm-Feature positioniert: das Dual-Display. Das zweite Display befindet sich mit einer Auflösung von 1.040×160 Pixeln oberhalb des Hauptdisplays, ist aber nicht physisch, sondern nur logisch vom Haupt-Display getrennt. Auf dem Dual-Display werden aktuelle Informationen und Benachrichtigungen angezeigt, etwa Wetterausblicke, Termine oder Nachrichten. Auch eine Musiksteuerung ist hier möglich. Durch seitliches Wischen kann man zwischen den Elementen blättern, ohne das Haupt-Display zu beeinflussen.

 

HTC Ultra – Dual Display im Standby-Modus

 

Durch Anheben des HTC U Ultra oder Doppeltipp auf das Dual-Disply lässt sich dieses aktivieren und zeigt dann eine Info-Übersicht mit Wetter, Akkustand und der Uhrzeit. Bei den Kollegen von Golem zeigte sich diese Funktion als etwas unzuverlässig, bei unserem Test tat das Feature indes klaglos seinen Dienst. Und wozu das? Wodurch ist ein Dual-Display einer Mitteilungszentrale oder der Benachrichtigungsleiste überlegen? Eine Frage, auf die wir keine Antwort haben. Es tut das, was es laut Hersteller soll, doch als Alleinstellungsmerkmal mit Potenzial taugt es nicht.

 

Einrichtung Dual Display
Dual Display - erste Schritte
Dual Display ohne Terminplanungen
Wetteraussicht im Dual Display

 

Die Kamera

Die Hauptkamera des HTC Ultra löst mit 12 MP auf und verfügt über eine ordentliche Blende von f/1.8. Videos können mit einer Auflösung bis zu 4K aufgenommen werden. Unterstützt wird die Kamera durch einen zweifarbigen LED-Blitz und eine optische Bildstabilisierung. Selfies sind mit der Frontkamera sogar mit bis zu 16 MP möglich, Videos allerdings nur bis maximal FullHD.
Uns konnten die Aufnahmen des HTC Ultra überzeugen. Die Farb- und Detailwiedergabe ist sehr gut. Die Low-Light-Performance ist durch die offene Blende ordentlich. Eure Kompaktkamera könnt ihr also getrost Zuhause lassen.

 

HTC Ultra – Kamera mit LED

 

Telefonie

Wir glauben, dass man mit einem Smartphone telefonieren können sollte. Das absolute Kern-Feature sollte nicht aus den Augen verloren werden, so lange VOIP noch keine echte Alternative im Mobilnetz darstellt. Die Gesprächsqualität am HTC U Ultra überzeugte nicht gänzlich. Am Standort netzseitig verfügbares HD-Voice wurde schlecht umgesetzt. Der Gesprächspartner klang leicht dumpf und nicht sehr laut, umgekehrt brachte das HTC U Ultra die Stimme klarer zum Gesprächspartner.

Wir bemerkten beim Test eine überdurchschnittlich hohe Verzögerung im Telefonat, diese war deutlich merkbar, wenn wir durch eine geschlossene Tür miteinander sprachen. Das erschien uns bei einem so modernen Smartphone unmöglich. Schließlich machten wir das aktive WLAN Call-Feature der Telekom-SIM im Smartphone des Test-Gesprächspartners als mögliche Quelle für die zusätzliche Verzögerung verantwortlich und deaktivierten es. Auch jetzt erschien die Verzögerung bei der Telefonie überdurchschnittlich hoch.

 

Fazit

Das HTC U Ultra ist ein gut verarbeitetes, großes Smartphone, das durch das Verhältnis von Display zu Rahmen noch größer wirkt. Mit ihm ohne Headset zu telefonieren, wirkt sperrig. Positiv stechen der USB-C-Anschluss und auch die Kamera heraus, die gute bis sehr gute Bilder liefert. Auch die Unterstützung vieler LTE-Bänder inklusive des 700- und 900-MHz-Bandes ist eine unauffällige Eigenschaft, die aber von aufmerksamem Mitdenken zeugt. Der hohe Preis dürfte es HTC indes schwer machen, einen reißenden Absatz zu generieren. Was das für das angeschlagene Smartphonegeschäft bedeutet, muss sich erst noch zeigen. Auch der mitgelieferte KI-Assistent der HTC U Ultra  muss sich noch beweisen.
Mit Material von Alexander Bergmann

 

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